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  • Jürgen schreibt für Michel

Die letzten Kilometer in der Tschechei

Ein letzter kurzer Abschnitt in der Tschechei und dann ging es auch schon über die Grenze in die Slowakei. Ein kurzer Zwischenbericht.



Das neue Halfter passt super! Fast besser wie das alte! Es liegt überall sauber an, verdreht sich nicht und sieht auch sehr robust aus. Auch die Farbe gefällt. Ich denke, Vaillant gefällt es auch. Zumindest hat er sich nicht gegenteilig geäußert. Auf dem Bild oben sieht das zwar nicht so aus, aber das ist nur das übliche Gemeckere...

Vielen Dank nochmal an alle Beteiligten, die mitgewirkt haben, die Halftergeschichte zu einem letztlich guten Ende zu bringen.


So konnte ich also meine Wanderung beruhigt fortsetzen. Guter Dinge folgten wir noch eine Weile dem Fluss Morava, bevor wir abzweigten und vom Fluss weg eher wieder in hügeligeres Gelände vordrangen. Die Morava fließt in Richtung Bratislava. Das war nicht meine Richtung, so weit nach Süden wollte ich nicht kommen.

Die Berge waren anfangs ganz schön mühsam, ich war es gar nicht mehr gewohnt, Vaillant so antreiben zu müssen. Auch ging es leider wieder oft auf Straßen und die Autofahrer wurden auch weiter im Osten nicht rücksichtsvoller.

Am Abend entdeckte ich ein kleines Wäldchen nur etwa 300 m neben der Straße. Das versprach einen schönen Lagerplatz.

Es gab sogar eine Feuerstelle und genügend nutzbares Holz lag auch noch rum. Also fix ein bisschen Brennmaterial zusammengerafft und kurz darauf loderte ein behagliches Lagerfeuer. Ich machte es mir vor den heißen Flammen gemütlich. Das Zelt konnte ich geschützt unter den Bäumen aufbauen, damit es nicht allzu nass wurde.



Am nächsten Morgen hat mich, nach nur einem Kilometer Wanderung, ein Mann angesprochen, der gerade beim Holzmachen war. Er lud mich zu einem Kaffee zu sich nach Hause ein. Dafür unterbrach er sogar seine Arbeit und ging mit mir nochmal etwa einen Kilometer bis zu seinem Haus.

Dort gab es herrlichen frischen Kaffee und Frühstück. Vaillant tat sich derweil an den Kräutern im Garten gütlich. Außerdem wurde er natürlich auch noch mit Karotten und Äpfeln verwöhnt.

Das hier wäre auch schön zum Übernachten gewesen, aber so ist es mir schon oft ergangen, am Abend mit Mühe einen mehr schlechten als rechten Platz gefunden und am nächsten Morgen kam dann kurz drauf eine bessere Möglichkeit.



 

Die Wege wurden wieder angenehmer, es ging wieder auf Wanderwegen durch Wald und Flur und nicht mehr soviel an den Straßen lang.

Das war auch für Vaillants Hufe besser und ich konnte weitestgehend auf die Hufschuhe verzichten.

Wir kamen aus dem Wald heraus auf eine weitläufige Wiese, und an deren höchsten Punkt beschloss ich das Zelt aufzubauen. Hier würden wir morgen früh gleich Sonne haben und das Zelt würde schnell abtrocknen, damit wir zeitig loskommen würden. So meine Überlegung.



Doch es kam anders. Am anderen Morgen war es bitterkalt. Der Nebel hielt sich auch in dieser Höhe hartnäckig. Die Temperatur lag gerade mal so um die Null Grad, und der Nebel und die feuchte Luft machten es noch deutlich unangenehmer.

Ich saß schlotternd in meinem Zelt, konnte und wollte nicht aufstehen. Selbst das Kaffeekochen und Porridge richten gelang mir erst gegen neun Uhr. Innerlich aufgewärmt schaffte ich es dann auch das Zelt abzubauen und einzupacken. Als wir endlich loskamen war es schon elf.

Einmal in Bewegung wärmten sich meine Knochen von innen auf. Und so langsam, aber sicher kam auch die Sonne durch und wärmte angenehm von außen. Das tat richtig gut und die Welt war wieder in Ordnung.

Vaillant ficht das mit dem Wetter und den Temperaturen nicht an. Stoisch verbringt er die Nächte draußen und man merkt ihm in keinster Weise an, dass er vielleicht einmal frieren könnte. Sein Pelz ist auch schon wieder dicker geworden, seine Haare länger und lockiger. Für ihn ist das alles kein Problem - einfach ein harter Hund.


Aus dem Wald raus kamen wir in die nächste Ortschaft Uhresky Brod Kamen. Ich musste Proviant nachfüllen und hielt deshalb bei einem Lidl an. Während ich drinnen im Laden war, wurde Vaillant von Mitarbeitern der gegenüberliegenden Firma entdeckt. Inzwischen war ich durch meinen TV- Auftritt in Tschechien so populär, dass sie Vaillant sofort erkannten.

Ich war zwar schon wieder aufgebrochen, aber die drei Typen fuhren mir hinterher und suchten mich. Sie fanden mich nur ein paar hundert Meter weiter, begrüßten mich, als ob wir uns schon ewig kennen würden.

Die drei waren sehr lustig. Es wurde eine sehr nette Begegnung mit viel Lachen und Feixerei. Sie hatten auch Geschenke für mich dabei, nämlich einen Klappspaten und einen Flachmann, jeweils mit ihrem Firmenlogo drauf. Sie dachten wohl, sowas kann man brauchen, wenn man ständig draußen lebt. Und ich hab mich auch wirklich gefreut über die Aufmerksamkeiten und hey, wer weiß - vielleicht kann ich die Dinge ja wirklich mal gebrauchen.



Mein Ziel für heute war ein Campingplatz in Nivnice. Diesen Platz hatte ich schon länger im Visier und der freundliche Kameramann von neulich hatte hier schon angerufen und für mich reserviert.

Es war ein kommunaler Campingplatz, der von der Gemeinde betrieben wird. Und da zur Zeit nicht so viel los war, kümmerte sich ein Bauhofmitarbeiter um den Platz.

Es war wirklich sehr nett hier, alles blitzsauber und ordentlich gerichtet. Es gab eine saubere und warme Dusche - soll heißen, wirklich konstant und durchgehend warm und nicht nur für zwei Minuten so ein wechselwarmes Rinnsal, wie man es sonst schon oft erlebt hat. Außerdem gab es einen Swimmingpool, dessen Saison aber leider schon vorbei war. Dafür funktionstüchtige Waschmaschinen und ein gut funktionierendes WLAN.

Angesichts dieser Annehmlichkeiten buchte ich gleich für drei Tage. Ich hatte alle diese Dinge dringend nötig, mit der heißen Dusche angefangen. Ich konnte endlich mal meinen Schlafsack waschen, der schon einen ziemlich muffligen Geruch von sich gab. Genauso das Innenzelt. Durch das ewige Abbauen des Zeltes in feuchten, klammen Zustand, hat sich auch hier schon so ein unangenehmes Aroma festgesetzt.

Auch über das WLAN freute ich mich sehr, konnte ich so doch mal meine dringend notwendige "Büroarbeit" erledigen.

Zur Krönung des Ganzen, gab es direkt nebenan ein kleines, aber schickes Restaurant, wo es die besten Rindersteaks auf der ganzen Welt gab. Das ist natürlich leicht übertrieben, aber nach tagelanger karger Kost ist so ein Rumpsteak ein wahrer Gaumenschmaus. Es ging mir also wirklich gut und ich genoss die Zeit auf dem Platz in vollen Zügen.


Mit dem Bauhofmitarbeiter und Platzwart in Personalunion habe ich mich prächtig verstanden. Er kam immer wieder auf einen kurzen Plausch vorbei. Wie es der Zufall so will, war er in seiner Freizeit als Wegewart beim örtlichen Wanderverein tätig. Das heißt, er kannte sich in der Gegend bestens aus und konnte mir einige Tipps für die weitere Route geben, unter anderem erklärte er mir den besten Weg über die slowakische Grenze.


Ansonsten war ich mit Vaillant fast ganz alleine auf dem Platz. Lediglich zwei weitere Ehepaare waren mit ihren Wohnwagen anwesend. Vaillant ging - wie immer - offen und beherzt auf die Leute zu, die aber damit anfangs gar nicht zu recht kamen. Irgendwie fühlten sie sich wohl von Vaillant bedrängt. Mit der Zeit haben sie sich aber mit ihm angefreundet und sich jedes Mal gefreut, wenn er sie besuchen kam. Natürlich wurden die Besuche dann mit Äpfel und Karotten quittiert. Und als ich ankündigte, dass ich bald abreisen werde, haben sie mich und Vaillant noch mit einem riesigen Fresspaket bedacht, inklusive selbstgemachtem Gulasch zum Aufwärmen.


Beim Aufbruch wurde ich vom Platzwart/Bauhofmitarbeiter noch mit Sliwowitz beschenkt - ja super, da hatte ich ja schon was um meinen neulich erhaltenen Flachmann zu befüllen. Ich bedankte mich herzlich und lachend. Die Zeit auf dem Camping war wirklich sehr schön und die ruhige Atmosphäre hat richtig gut getan.


Das erste Stück meines weiteren Weges verlief wieder auf einer Straße, die auch noch ziemlich stark befahren war. Aber Vaillant und ich hatten so langsam den Dreh raus, wie man trotz des Verkehrs relativ entspannt laufen konnte.

Das Stück auf der Straße war Gott sei Dank nicht so lang und bald darauf bogen wir in einen schönen Wanderweg in den Wald ab.

Der Übertritt in die Slowakei war denkbar einfach - ich hätte es fast nicht mitbekommen, wäre da nicht ein einfacher Grenzstein gewesen, mit einem C für Tschechei auf der einen, und einem S für Slowakei auf der anderen Seite...



Tja, so unspektakulär geht das. Ich postete das Bild auf Instagram. Daraufhin meldete sich Kai Menze bei mir, der mir erzählte, welche Schwierigkeiten er zwei Monate zuvor bei der Einreise in die Slowakei hatte - wegen Corona!

Kai hatte ich ganz zu Beginn meiner Reise im Neckartal bei Oberndorf getroffen. Damals war er mit zwei Kumpels mit dem Fahrrad unterwegs, bei denkbar schlechtem Wetter für eine Radtour (lest nochmal den Bericht "Kalt erwischt" vom April).

Kai war eine der ersten Begegnungen, die mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind. Ich habe immer mal wieder Kontakt mit ihm. Ja, Kai, hättest du mal lieber den gleichen Grenzübergang wie ich genommen! Da hätte sich niemand für Corona interessiert...


Wie es mir dann in der Slowakei erging, erfahrt ihr im nächsten Bericht!









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