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  • Jürgen schreibt für Michel

Entlang der Labe und Morava

"Labe" ist der tschechische Ausdruck für "Elbe". Die Elbe entspringt bekanntlich im Riesengebirge, fließt dann aber erstmal ein gutes Stück Richtung Süden, bevor sie in einem Bogen die uns bekannte nordwestliche Route gen Hamburg einnimmt. Ein gutes Stück durfte (musste) ich an ihren Ufern entlang laufen. Dazu später mehr.



Unterwegs traf ich auf einen "Ex- DDR- Bürger". Ich nannte ihn so, weil der 84- jährige viel und gern von den alten Zeiten im Arbeiter- und Bauernstaat erzählte. Das waren jetzt aber keine spinnerten Geschichten nach dem Motto "früher war alles besser", sondern er erzählte einfach Geschichten aus seinem Leben, ohne ideologische Färbung.

Daher habe ich mich von ihm auch gern zu einem Bier einladen lassen und lauschte amüsiert seine Erzählungen. Eine handelte z.B. davon , dass er einen VW- Bus von normalem Frontantrieb auf Allradantrieb umbaute. Für ihn als gelernten Landmaschinenmechaniker eine machbare Aufgabe, angesichts der ihm zur Verfügung stehenden Mittel dennoch eine beachtliche Leistung.

Er gab mir noch einen Tipp mit auf den Weg. Ich solle mich bei der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten nach "Taboriste" umschauen. Das seien kleine, aber oft gut ausgestattete Campingplätze, wo man günstig übernachten kann.

Ich bedankte mich für den Tipp und zog weiter. Und gleich am nächsten Abend konnte ich seinen Ratschlag ausprobieren.

Ich checkte beim Táboriste Svitacka ein. Das Gelände und die Gebäude waren einfach gehalten, aber Strom, WLAN, heiße Dusche, alles inklusive. Das Ganze für 140 Kronen, das sind 5,50 Euro!



Unten rechts auf dem Bild, die Rechte, ist die Chefin. Die Táboriste sind irgendwie so ein Zwischending zwischen Trekkingplatz und Campingplatz. Für meine Zwecke absolut ausreichend, und wenn ihr auch mal in Tschechien und eher naturnah unterwegs sein wollt, kann ich euch diese Plätze wärmstens empfehlen.


 

Mein Freund Rudi hatte sich mal wieder zu Besuch angekündigt. Da habe ich euch noch im letzten Bericht erzählt, ach wie einsam es werden wird, und jetzt kommt schon wieder Besuch... Egal, ich freute mich jedenfalls auf ihn und seine Frau Babs.

Um den Besuch in einem adäquaten Rahmen empfangen zu können, wollte ich mich auf einem Campingplatz einrichten. Dazu suchte ich mir einen Platz in der Nähe von Horicé aus. Sollte dieser nicht funktionieren, gab es noch zwei weitere in der Nähe.


Gegen Nachmittag kam ich am ersten Campingplatz an. Dieser Platz hatte aber ausschließlich Stellplätze für Dauercamper. Es gab nicht mal eine richtige Rezeption. "Ok, kein Problem!", dachte ich, "Hab ja noch zwei andere zur Auswahl!"

Am zweiten Campingplatz erzählte mir der freundliche Herr an der Rezeption, dass es am Wochenende direkt nebenan eine Motorsportveranstaltung gäbe. Deshalb würde der Platz ziemlich voll werden und er wüsste auch nicht, ob das dann mit dem Lärm so toll für den Esel wäre. Tja, das wusste ich auch nicht, aber ich glaubte, es wäre besser Abstand zu gewinnen.

Einen Versuch hatte ich ja noch. Frohen Mutes und noch voller Hoffnung machte ich mich auf den Weg dorthin. Ich nehm's vorweg: auch da sollte ich enttäuscht werden. An der Rezeption wurde ich von so einer noblen Tussi empfangen, die wohl meinte, dass ihr Platz etwas Besseres wäre und solche Landstreicher wie ich, und noch dazu mit so einem Eselviech, hätten auf gar keinen Fall Zutritt. Der würde doch alles kaputt machen, meinte sie. Jetzt kackt Vaillant also nicht nur auf den Rasen, sondern er demoliert auch noch alles?!? Vaillant der Zerstörer?!?

Leicht pikiert drehte ich mich um und verließ den Platz. Ich ärgerte mich über soviel Ignoranz und Arroganz, hatte aber schon einen Plan B im Hinterkopf, was ich jetzt machen könnte.

Auf dem Hinweg zum Campingplatz nämlich hatte ich einen Mann kennengelernt, der - Deutsch sprechend - erzählte, dass er eine Kräutermanufaktur betreibt und mich einlud, bei sich im Garten zu übernachten. Dieses Angebot hatte ich mit Hinblick auf den Campingplatz und den erwarteten Besuch zunächst abgelehnt, aber darauf wollte ich jetzt wieder zurückkommen.

Der Kräutermann (ich hab seinen Namen nicht verstanden) hatte mir gesagt, wenn ich es mir doch noch überlegen sollte, könne ich zu ihm kommen, seine Hausnummer wäre die 17.


Im Dorf angelangt schaute ich nach den Hausnummern. Das erste Haus in Sichtweite hatte die Zehn. Die Straße aufwärts kamen Neun, Acht, Sieben usw. Also umgedreht und die Straße abwärts gelaufen. Nach der Zehn kam die Elf, Zwölf, Dreizehn - Fertig! Dorf zu Ende!

Ja, wie?! Das gibt's doch nicht! Wieder in die andere Richtung, aber auch hier hörte das Dorf gleich auf. Eine Siebzehn war nicht zu finden. Ich ging nochmal zurück, in der Mitte hatte ich Leute gesehen, vielleicht konnten die mir weiterhelfen.

Ich sprach die Leute auf Englisch an, die merkten aber gleich, dass das nicht meine Muttersprache war. Einer der Männer antwortete auf Deutsch. Er erzählte, dass er in Deutschland gelebt habe, in der Nähe von Freudenstadt und dass er dort im Winter Schlittenkutschenfahrer gewesen wäre, für die Touristen.

Ich erklärte ihm mein Dilemma. Wo das besagte Haus mit der Nummer 17 zu finden sei, wusste er auch nicht. Aber er lud mich ein, bei ihm zu übernachten. Auch dass Rudi noch dazukäme wäre kein Problem, er hätte genug Platz.

Noch während wir darüber sprachen, kam der Kräutermann des Weges, entdeckte mich und war sichtlich enttäuscht, als ich ihm erklärte lieber hier zu bleiben als noch weiter zu laufen. Er hatte aber Verständnis als ich ihm erklärte, dass sowohl ich als auch Vaillant erschöpft wären und für heute genug hätten.


Ich lotste Rudi hierhin, wo er nach kurzer Zeit auch ankam und wir richteten uns ein. Es wurde ein sehr geselliger und feuchtfröhlicher Abend in deutsch- tschechischer Verbundenheit.



Die Bilder sprechen für sich...


Am nächsten Tag, nachdem wir alle unsere kleinen Räusche ausgeschlafen hatten, machten wir einen Ausflug ins nahegelegene Horicé. Mit von der Partie waren neben Rudi und Babs auch der Kräutermann mit seinen drei süßen Töchtern und natürlich Vaillant.


Von links: Der Kräutermann, seine Töchter, Rudi und Babs

Der Kräutermann erwies sich als hervorragender Touristenführer, wusste über die Geschichte Horicés Bescheid und hatte zu allen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten eine Erzählung parat.



In Horicé gibt es eine Hochschule für Bildhauerkunst. Überall in der Stadt verteilt findet man viele Skulpturen aus dem Sandstein der Umgebung. Der Kräutermann hatte zu allen Skulpturen eine Erzählung parat und vor lauter Faszination hat keiner daran gedacht, auch mal ein Bild zu machen. Der große Torbogen oben auf den Bildern ist der Eingang zum Friedhof.

Natürlich besuchten wir auch noch den Kräutergarten des Kräutermannes.



Ein sehr schöner, abwechslungsreicher und lustiger Tag ging zu Ende.


Tags darauf brachen wir unsere Zelte hier ab und wanderten zum nächsten Nachtlager, das bereits bei Bekannten unseres heutigen Gastgebers "gebucht" war.

Rudi und Babs begleiteten mich zu Fuß. Mit dabei waren auch wieder des Kräutermanns Töchter und seine Frau. Der Kräutermann holte am Abend seine Familie mit dem Auto ab und brachte Rudi zu seinem Wohnmobil, damit er dieses nachholen konnte.



Rudis und Babs' Auszeit ging viel zu schnell wieder zu Ende und die Beiden musste die Heimreise antreten.


 

Wir waren wieder alleine - mein Kumpel Vaillant und ich. Es ging weiter in Richtung Kuks. Dort traf ich unterwegs auf einen Figurenschnitzer. Seine Ensembles waren den Skulpturen nachempfunden, die ich zuvor im Wald gesehen hatte, dort allerdings lebensgroß! Wie immer, wenn's spannend wird, habe ich keine Bilder gemacht...



Es gab aber auch noch weitere spannende Skulpturen:



Über diese Brücke ging Vaillant ganz freiwillig! - Hat nur etwa eine dreiviertel Stunde gedauert bis er den ersten Schritt gemacht hat...



In Kuks gibt es eine imposante Schlossanlage. Hier verkauft der Kräutermann seine Produkte in einem kleinen Laden.



Und schließlich gibt es in Kuks noch ein kleines, privat geführtes Automuseum. Ich kam mit dem Besitzer ins Gespräch und in den Genuss einer persönlichen Führung.



 

Ich ließ mich auf einer kleinen Wiese nieder, eigentlich nur ein Grünstreifen neben einem jüdischen Friedhof. Wir hatten genug, ich wollte nicht mehr, Vaillant wollte nicht mehr. Mittlerweile kann ich es schon ganz gut einschätzen, ob Vaillant einfach bockig ist oder ob er wirklich genug hat. Für heute hatten wir jedenfalls unser Pensum erreicht, und mangels Alternativen, machten wir uns auf diesem Platz, ein kurzes Stück vor Jaromer, breit.

Das gefiel nicht jedem. Der Nachbar kam angerannt, aufgeregt und laut brüllend. Ich verstand nicht was er sagte, aber sein wildes Gestikulieren und sein hochrotes Gesicht ließ nichts Gutes ahnen...

Ich ließ ihn erstmal gewähren. Erst als der Dampfausstoß aus seinen Ohren einigermaßen nachgelassen hatte, sprach ich ihn auf Englisch an und sagte, dass er brüllen könne soviel er wolle, aber ich würde einfach nichts verstehen. Ich sei Deutscher und mit dem Esel auf Wanderschaft.

Erstaunt blickte er mich an, es dauerte noch ein paar Sekunden - man konnte die Rädchen in seinem Gehirn knirschen hören - und langsam fiel bei ihm der Groschen. Er merkte, dass ich kein Landstreicher und Penner war, für was er mich zuerst gehalten hatte. Seine Gesichtszüge glätteten sich und auch sein Stimme wurde deutlich entspannter. Je mehr ich erzählte, woher ich kam und wohin ich wollte, umso interessierter und freundlicher wurde er. Das Gespräch endete damit, dass er mich einlud, auf seinem eingezäunten Grundstück zu übernachten.

Das hatte für mich gleich zwei Vorteile. Zum Einen war das Übernachten hier deutlich entspannter, als auf dem zugegebenermaßen etwas ungeeigneten Grünstreifen. Zum Anderen war es der ideale Ort, um mich mit dem Filmteam zu treffen, das sich für morgen angekündigt hatte.

Filmteam?!? - Wie bitte? - Ja ihr habt richtig verstanden. Ich habe wieder einmal eine Anfrage von einem Fernsehsender bekommen, die einen Beitrag über mich bringen möchten. Solche Anfragen hatte ich in Deutschland schon öfters, hatte sie bisher aber immer alle abgelehnt. Jetzt in der Tschechei malte ich mir aus, es könnte nicht schaden, wenn man einen bisschen bekannter wird, vielleicht würden sich dann die Begegnungen mit den Menschen einfacher gestalten. Und deshalb hatte ich zugesagt, mich mit dem Team am folgenden Tage zu treffen.

Ich richtete mich auf dem Grundstück ein und genoss zum Abendessen die leckeren Rindsrouladen, die Babs mir noch zum Abschied mitgegeben hatte.



 

Die Leute vom Fernsehen waren cool. Ehrlicherweise hatte ich schon ein bisschen Bammel davor und war aufgeregt. Sowas erlebt man ja nicht alle Tage.

Aber die Jungs waren völlig gechillt und mit ihrer sympathischen Art nahmen sie mir jegliche Aufregung.



Sie sprachen gut Deutsch. Das macht die Verständigung natürlich einfacher und nahm nochmal die Aufregung raus. Der ganze Dreh dauerte so ca. anderthalb Stunden. Mein derzeitiger Gastgeber wurde auch interviewt, was ihn sichtlich mit Stolz erfüllte.

Hier das Video:



Als sie alles im Kasten hatten, packte die Filmcrew ihre Sachen zusammen und da es jetzt noch nicht mal Mittag war, machte auch ich mich abreisefertig.

Gutgelaunt zogen wir weiter - und ein bisschen stolz war auch ich:



Das Leben wurde nach dem Beitrag im Fernsehen tatsächlich leichter. Der Bericht hat seine gewünschte Wirkung nicht verfehlt. Ich wurde von den Leuten auf den Bericht angesprochen, man winkte mir zu und man begegnete mir freundlicher und aufgeschlossener.

Es schien so, als ob ganz Tschechien den Beitrag gesehen hätte. Es war jetzt fast wieder so wie in Deutschland.

Und bei Sprachschwierigkeiten konnte ich einfach das Video vorführen, so dass die Leute wussten, wer ich bin und was ich vorhatte. Insgesamt also ein voller Erfolg.


 

Wir wanderten entlang der Elbe. Wie an jedem größeren Fluss gibt es auch an der tschechischen Elbe, der Labe, einen Radwanderweg, der sehr gut ausgeschildert ist und an dem ich mich gut orientieren konnte.

Das Laufen wurde dadurch etwas langweiliger. Man läuft auf einem Damm, der zum Hochwasserschutz entlang des Ufers errichtet worden war.

Auch die Labe ist, wie überall sonst auch, dem Ordnungs- und Regulierungswahn des modernen Menschen zum Opfer gefallen. Eine immer gleiche Breite, immer die gleiche Strömung, begradigte und befestigte Ufer ergeben das immer gleiche Bild.



Umso willkommener war eine kuriose Raststätte, eingerichtet für durstige Radfahrer. Überall auf dem Gelände, ob am Haus oder am Zaun waren alte Fahrräder verbaut.



Der Dicke auf dem rechten Bild ist der Chef dieser wunderbaren Einrichtung. Der Clou war aber eine "Biertankstelle". Da konnte man, nach Geldeinwurf, solange frisches Bier aus dem Hahn laufen lassen bis die Kohle zu Ende war. Total cool! Sowas hatte ich bisher noch nie gesehen.



Natürlich musste ich das ausprobieren. Und natürlich habe ich auch gleich meine "Duftmarke" hinterlassen.


Ich verstand mich gut mit den Leuten und ich durfte unter den Sonnenschirmen übernachten. Ich konnte auch die Toilette benutzen und es gab sogar eine Dusche. Der Abend war kurzweilig, nicht zuletzt deshalb, weil mich mein Weg noch einige Male am Zapfautomaten vorbeiführte...


 

Ich blieb noch einige Tage am Fluss. Die Gleichförmigkeit des Flusses wurde nur durch größere oder kleinere Ansiedlungen unterbrochen.

Die tschechischen Städte und Städtchen waren sehr schön anzuschauen. Es gab oft und viele historische Gebäude, die alle sehr schön gepflegt und hergerichtet waren. Auffallend war auch, dass es in den Städten immer große Grünflächen gab, immer ordentlich in Schuss, aber nie diese "Betreten verboten!"- Schilder. Die Grünanlagen waren zum Benutzen da und man durfte sie auch benutzen. Niemand schaute schräg, wenn Vaillant sich mal an etwas Grünzeug gütlich tat.

Im krassen Gegensatz zu den Städten, wirkten die ländliche Umgebung und die Dörfer verwahrlost und heruntergekommen. Die Armut sah man hier von Weitem. Die lange Hand der EU mit den Fördergeldern reicht wohl nicht bis hierhin.


Ich habe ein paar Tage im Freien übernachtet. Einen Abend fand ich so ein tolles Plätzchen unter einer ausladenden Eiche, unter der wir beide, Vaillant und ich, trotz anhaltenden leichten Regens die ganze Nacht trocken blieben.



Einmal hielt spontan eine Frau mit ihrem Auto an und schenkte mir mehrere hundert Kronen! Sie hatte mich im Fernsehen gesehen. Ich sag's doch: ein voller Erfolg!


Ein ander Mal traf ich auf einen Mann, der vor seinem Haus das Gartentor neu strich. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er Hufschmied war. Die Gelegenheit ließ ich mir natürlich nicht entgehen und bat ihn um einen kurzen Check.

Und während Vaillant mit Wasser, Äpfel, Karotten und einer Pediküre verwöhnt wurde, durfte ich Platz nehmen und eine Tasse Kaffee genießen.



Der weitere Weg führte mich durch ein Waldstück. Topfeben und schnurgerade zog sich der Weg durch den Wald - und das über 30 km!



Puh, ein echtes Martyrium! So was Ödes! Also dann doch lieber ein paar Höhenmeter Auf und Ab und die Quälerei, Vaillant immer wieder antreiben zu müssen.

Ich entschloss mich deshalb, die Route wieder ein bisschen anzupassen und weiter weg vom Fluss und etwas aus der Ebene raus zu gehen.

Ich hatte den richtigen Riecher. Die Landschaft wurde wieder reizvoller. Ich wähnte mich wieder im Allgäu.

Das Wetter spielte auch einigermaßen mit, so dass ich die letzten Tage ausnahmslos draußen geschlafen hatte. Ich verspürte so langsam wieder Verlangen nach einer gründlichen Körperwäsche.

Da kam mir einer dieser Taboristé gerade recht. Hier übernachtete ich für 40 Kronen= 1,60 Euro, inklusive WLAN und heißer Dusche!



Lenka schrieb. Lenka war mir inzwischen eine richtige Freundin geworden (siehe letzter Bericht). Wir hatten öfter Kontakt und sie hat sich angeboten, mir zu helfen, wenn ich in Tschechien irgendwelche Schwierigkeiten hatte, und ab und zu konnte sie mir auch schon helfen. Dafür war und bin ich ihr sehr dankbar.


Jetzt schickte sie mir einen Zeitungsbericht. Das wäre eigentlich schon fast nichts mehr besonderes, aber von diesem Zeitungsbericht wusste ich nichts. Da hat doch einer ungefragt von mir berichtet, Texte aus anderen Berichten zusammengenommen und Bilder von der Homepage geklaut. Ich empfinde das als eine Frechheit. Eigentlich wäre so ein Bericht ja nicht schlimm, und sicher hätte er meine Einverständnis bekommen, wenn er gefragt hätte, aber sich einfach so zu bedienen? Da fühlt man sich benutzt. Und ich weiß jetzt, warum es bei uns so strenge Persönlichkeitsrechte gibt. Seither sind die Bilder auf der Homepage gegen Download gesichert.


Das ist Lenka. An der weißen Umgebung erkennt man, dass das Bild nicht topaktuell ist!

Weiter im "Allgäu". Ein Passant gab mir den Tipp eines Pferdehofes in der Nähe. Da wollte ich mein Glück versuchen und schlug den mir bestens erklärten Weg ein.

Dabei passierte ich eine Verkehrsschild. Es war ein "Durchfahrt verboten"- Schild mit dem Zusatz "bis Baustelle frei".

Ich dachte mir nichts dabei und ging weiter. Schließlich war ich zu Fuß unterwegs und warum sollte ich nicht durch eine Baustelle durchkommen. Immerhin war ich selber Bauarbeiter und wusste mich auf Baustellen zu bewegen. Die Bauarbeiter hätten sicher Verständnis dafür.

Nach ca. vier Kilometern kam ich an der Baustelle an:



Sch....! Da gab es für mich mit meinem Grautier kein Durchkommen! Unmöglich! Rechts die Böschung, da ging gar nichts. Links vielleicht, aber auch da war der Graben zu tief und zu steil!

Kacke, jetzt musste ich umdrehen. Vier Kilometer zurück! Ihr werdet denken: Na und? Was sind schon vier Kilometer, wenn man schon 1500 gelaufen ist. Ja, das ist schon richtig. Aber jeder Kilometer, den man auf demselben Weg wieder zurückgehen muss ist Zeitverschwendung und extrem nervig und ätzend. Immerhin bedeuten vier Kilometer mit dem Esel gute zwei bis drei Stunden. Und dann ist man da, wo man vorher schon war, also nichts gewonnen!

Frustriert beschloss ich, die Nacht hier zu verbringen und den Rückweg erst morgen anzutreten.



 

Kromariz. Weltkulturerbestadt. Die bisher schönste Stadt, durch die ich in Tschechien gekommen bin. Wunderbar schöne Häuser reihen sich eins ans andere. Ich bin sehr beeindruckt und komm aus dem Staunen und Gucken nicht heraus.



Hier war wirklich jedes Gebäude historisch und super in Schuss. Klar, den Welterbestatus möchte man sicher behalten.


Eine Fahrradfahrerin erzählte mir von einer Reitschule. Genauer gesagt von einer staatlichen Ausbildungsstätte für Pferdepfleger und -wirte und Reitlehrer. Die jungen Leute dort müssen für ihre Ausbildung nichts bezahlen, übernimmt alles der Staat.

Das wollte ich mir anschauen. Der Hubertushof, so hieß die Stätte, hatte Stallungen, die früher zum Schloss gehörten und aus dem 18. Jahrhundert stammen.

Die Stallungen waren für mich das Highlight, für die Schüler jedoch war das Highlight - Vaillant!



Natürlich stand sofort ein Kübel leckeres Heu parat, Vaillant wurde mit Wasser versorgt und in gewohnter Weise betüdelt und verwöhnt.


Wir dümpelten noch ein bisschen durch Kromariz und ließen die Atmosphäre auf uns wirken. Da sprach mich in perfektem Deutsch eine Frau an.

Ich war überrascht und dachte zuerst, sie sei Deutsche. Sie erzählte mir aber, dass sie und ihr Mann in Deutschland in der Nähe von Isny gearbeitet und gelebt hätten.

Sie lud mich zu sich nach Hause ein. Das hätte ich auch gerne angenommen, es war aber von meiner Route zu weit weg. Einen so weiten Umweg wollte ich nicht machen.

Als ich abends schon mein Nachtlager eingerichtet hatte, meldete sie sich und fragte, wo ich bin. Sie würde mit ihrem Mann noch gerne vorbeikommen. Da hatte ich nichts dagegen und gab ihr meinen Standort durch.

Kurze Zeit später kamen sie tatsächlich an. Sie hatte für mich ein Putenschnitzel mitgebracht und auch ihr Mann hatte ein Gastgeschenk - Slivovitz!



Sich mit den beiden zu unterhalten, hat richtig gut getan. Sie sprachen so gut Deutsch, dass man sich auch mal wieder über andere Dinge unterhalten konnte, wie immer nur Esel, Esel, Esel.


 

Die nächsten beiden Tage gingen wieder am Fluß entlang. Das war jetzt nicht mehr die Labe, sondern die Morava, ein Nebenfluss der Labe. Die Aussichten und die Bedingungen waren dieselben - Laangweilig! Wenn ich mit dieser Erfahrung daran denke, dass ich später in Ungarn und Rumänien noch ein sehr langes Stück an der Donau entlanglaufen werde, kommt mir das große Grausen, Brrr.

Die Donau wird sich aber fast nicht umgehen lassen, wenn ich noch möglichst lange in den Winter hinein laufen möchte. Da unten in der Ebene ist es einfach wärmer.


Und dann passierte es. Vaillant rieb sich gerade mal wieder genüsslich an einem Baum, da machte es Ratsch und sein Halfter war durch!

Hm, Blöd! Was sollte ich den jetzt machen, das Halfter brauchte ich doch. Vaillant ohne Halfter zu führen war unmöglich. Irgendwo eines zu besorgen erschien schwierig, denn wie sollte ich von hier wegkommen ohne Vaillant? Ich konnte ihn doch nicht einfach in den Pampas zurücklassen.

Da blieb nur noch eine Möglichkeit: Meine Frau für alle Fälle - Lenka!


Ich rief sie an und erzählte ihr von meiner misslichen Lage. Sie versprach zu helfen. Ihre Art zu sprechen war immer sehr beruhigend und klang ganz nach dem Motto: Michel, bleib ruhig! Ich schicke dir sofort die Kavallerie!

Lenka startete einen Aufruf bei Facebook. Und nur kurze Zeit später hatte sie eine Frau gefunden, die ganz in der Nähe wohnte. Deren Mann hat Kaltblüter zum Holzrücken. Und die Halfter der Kaltblüter waren für Vaillant mit seinem dicken Schädel genau die Richtigen. Mit einem Ponyhalfter brauchste da nicht zu kommen.

Es dauerte nur eine knappe Stunde bis die Frau auftauchte, und sie mir das Halfter vorbeibrachte. Es passte perfekt!



Es gab auch noch Leckerli - für Vaillant Karotte, für Michel Schokolade.



- Lenka, du bist die Beste! Vielen lieben Dank! -







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