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  • Jürgen schreibt für Michel

Durch die tiefen Wälder Frankens

Auf dem Frankenweg ging es in einem großen Bogen um Nürnberg herum durch Oberfranken und die Oberpfalz.



Das hat jetzt eine Zeit lang gedauert, seit dem letzten Bericht. Schuld ist mein Schreiberling und Co- Autor Jürgen, der mich letzte Woche über das Brückenwochenende besuchen kam und deshalb keine Zeit zum Schreiben hatte. Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis.

An dieser Stelle muss ich mal erklären - da auch diesbezüglich schon öfters Anfragen kamen - dass ich nicht selber diese Berichte schreibe. Es läuft so, dass ich von Zeit zu Zeit mit Jürgen telefoniere, ihm alles erzähle und er bringt das ganze dann in eine für euch lesbare Form (wozu ich selber nicht in der Lage wäre).

Wenn als Autor also "Michel/ Jürgen" angegeben ist, dann bedeutet das: Ich hab's erlebt, Jürgen hat's geschrieben.

Da das Ganze für uns beide sehr zeitaufwändig ist - das beginnt mit dem Sortieren der Bilder, dann ein stundenlanges Telefonat und dann das Aufschreiben in einer möglichst kurzweiligen Berichtsform - seht uns bitte nach, wenn ab und zu auch mal eine längere Pause zwischen den Berichten liegt.

In diesem Bericht kommt jetzt auch die Besonderheit dazu, dass Jürgen teilweise selber mit dabei war, er also aus seiner Sicht berichten kann. Deshalb sind Abschnitte aus der Sichtweise Jürgens kursiv dargestellt und meine eigene Sichtweise normal.


Wie im letzten Bericht schon angedeutet ist der Frankenweg echt schön. Er ist super zum Laufen, weite Strecken gehen durch den Wald mit schmalen Wegen auf weichem Waldboden. Lediglich die teilweise doch recht steilen An- und Abstiege machen mir und Vaillant Probleme. Das kann man den Machern des Weges aber nicht anlasten - wer geht schließlich schon mit so einem dicken Esel wie Vaillant wandern. Hier mal ein echt großes Lob, der Weg ist immer super ausgeschildert, gut gepflegt und ich kann jedem nur empfehlen hier mal ein paar Tage Wanderurlaub zu machen.


Letzte Woche, Kerstin war noch mit dabei, übernachteten wir an einem Holzlagerplatz. Kerstin war vorab unterwegs und hat diesen Platz ausgemacht. Von einem Nachbarn hörte sie, dass der Platz zwar nicht ihm gehöre, sondern Schorsch und das ginge schon klar.

Tatsächlich kam Schorsch uns auch am Abend besuchen und brachte Bier mit und Sauerteig- Weckle.

Wir luden Schorsch zum Essen ein. Kerstin wollte unbedingt ihren neuen Omnia- Backofen ausprobieren, deshalb gab es Auflauf.


Schorsch

Schorsch war in seinem Leben auch schon viel auf Reisen, unter anderem bei einer Unimog- Tour in Tunesien und Algerien. Das fand ich auch sehr cool.



Am nächsten Tag kamen wir am wohl saubersten und aufgeräumtesten Bauernhof in ganz Deutschland vorbei. Hier hatte alles seinen Platz - und alles war an seinem Platz! Sowas hatte ich noch nie gesehen. Selbst in der Werkstatt war jeder Schlüssel da, wo er hingehörte. Alles geleckt sauber. Bemerkenswert.



In so einer Umgebung leben auch glückliche Kinder. Zumindest bei Marie und Markus traf das zu. Die beiden waren wirklich zum Knutschen. Und sie liebten Vaillant. Sie schafften es sogar, die Bremer Stadtmusikanten nachzustellen, mit Vaillant als Esel, Marie als Hund und dem Huhn als Huhn.


Hier kam das Huhn noch obendrauf, davon gibt es aber leider kein Bild.

Vielen Dank nochmal an die ganze Familie für eine schöne Zeit bei euch.



Hier trafen wir auch das erste mal auf Thilo und Carmen. Die beiden wanderten am Hof vorbei und wurden auf Vaillant aufmerksam. Im Gespräch erzählten sie uns von der Burgruine Wolfstein. Die sollten wir uns unbedingt anschauen.


Am nächsten Tag wurden wir von Marie und Markus sogar noch ein ganz kurzes Stück begleitet. Der Weg war wunderschön und Thilo und Carmen hatten mit der Burgruine nicht zu viel versprochen.


Michel und Jürgen

- zwei lustige Typen! Sie meinten die Oberpfälzer seien ein bisschen "haugebuchig"! Was immer das auch bedeuten mag!? Vielleicht weiß einer unserer Leser Bescheid? Schreibt uns in den Kommentaren!


Burg Wolfstein

Ich hatte Kerstin mit dem Womo vorausgeschickt, um die Lage auszukundschaften. Als Pionierin und Vorhut machte sie sich echt gut.

Kerstin hat auch direkt bei der Burg einen Übernachtungsplatz klar gemacht. Und was für einen! Der Burg vorgelagert standen noch drei Häuser. Eines davon war von unseren neuen Gastgebern, die eine Partyhütte besaßen - mit Außentheke, Kühlschrank, Strom, Wasser, also allem, was ein Wandererherz so begehrt.


Unsere neuen Gastgeber
Unsere Unterkunft - mit Thilo und Carmen

Am Abend kamen Thilo und Carmen, die wir am Vortag kennengelernt hatten, zu Besuch. Wir grillten vor "unserer" Hütte und hatten einen netten Abend.

Für den nächsten Tag luden sie uns zu sich nach Hause in Neumarkt ein. Wir könnten dort Wäsche waschen, duschen und uns wieder ein bisschen auf Vordermann bringen.

Da wir sowieso einen Ruhetag einlegen wollten, nahmen wir das Angebot auch dankend an. Nach dem Erledigen der hygienischen Bedürfnisse, schauten wir uns Neumarkt an, gingen Bummeln in der Stadt und ein Eis essen. Viel hat Neumarkt nicht zu bieten. Hier muss man nicht unbedingt gewesen sein.

Bei Thilo und Carmen allerdings schon. Die beiden sind wirkliche sehr nette und angenehme Zeitgenossen, bei ihnen fühlten wir uns wohl. Sie haben uns an diesem Abend im Gegenzug bei sich zum Grillen eingeladen. Dazu ist anzumerken, dass Carmen Argentinierin ist - mehr brauche ich, glaub ich nicht zu sagen...




Hier schreibt Jürgen:

Ich wurde vom Prasseln der Regentropfen auf meinem Dachzelt geweckt - ja, wie?! Hat Michel gestern nicht gesagt, es würde erst nachmittags regnen?

Egal, raus aus der Kiste, der Regen war nicht so schlimm. Wir standen im Hinterhof einer Blumenhandlung, umsäumt von allerlei Getier, Ziegen, Schafe, Hühner und - zwei Esel.

Die beiden Eselchen waren so klein und schmächtig, ich glaube, beide zusammen hätten das Gewicht von Vaillant nicht aufwiegen können.


Gestern bin ich angekommen und habe Michel auf dem Weg zur Festung Rothenberg abgepasst. Das hat gut geklappt. Direkt unterhalb der Festung hörte ich seine Stimme und folgte ihm in einen Seitenweg hinein.

Der Weg war ziemlich schmal und steil, Vaillant bockte ein bisschen und hatte keine Lust weiterzulaufen. Michel hatte alle Hände voll zu tun, eine ordentliche Begrüßung war deshalb nicht möglich. Ich ging einfach mit meinem Hund Frieder an Vaillant und Michel vorbei nach vorne, das beflügelte Vaillant zum Hinterherrennen.

Es waren noch gut 500 m bis zu dem Berggasthof, wo wir uns eigentlich treffen wollten. Dieser hatte jedoch zu. Coronabedingt. So wie alle Gasthäuser in diesem Landkreis. Morgen würden wir in einem anderen Kreis sein, wo die Außengastronomie schon wieder geöffnet sein würde. Das wussten wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Dieser Biergarten jedenfalls hätte heute ein gutes Geschäft machen können. In der Viertelstunde, in der wir da waren, haben gefühlt 50 Leute nachgeschaut, ob geöffnet ist.


Wir machten uns auf ins Dorf Schnaittach. Das heißt, Michel stieg mit Vaillant direkt ab, und ich ging mit Frieder denselben Weg wieder zurück zum Auto, und in Schnaittach trafen wir uns wieder.

Michels Plan für heute war, noch so ca. 3- 4 Kilometer weiterzulaufen und dann irgendwo zu übernachten. Da Kerstin nicht da war, fiel mir die Aufgabe der Vorhut zu. Ich sollte also einen Übernachtungsplatz auskundschaften. Oh je, ob mir das genauso gut gelingen würde, wie Kerstin das immer macht? Als Motivation gab mir Michel noch mit auf den Weg, dass die Leute sicher auf einen Mann nicht so toll anspringen würden, wie auf eine Frau. Na, Dankeschön auch!



Hier schreibt Michel:

Ich stehe an einem Aussichtspunkt auf einem Bergrücken. Mein Blick schweift hinab ins Tal und auf der anderen Seite wieder hinauf zum benachbarten Bergrücken. Dort war eine Burg zu erkennen. Das war die Festung Rothenberg, mein Zwischenziel.


Geradeaus die Festung (kaum zu erkennen), links Schnaittach

Nach der tollen Burg Wolfstein, nahm ich den Abstieg und späteren Anstieg gerne in Kauf. Irgendwie hoffte ich, dass diese Festung genauso cool wäre.


Gerade eben hatte ich noch eine Frau getroffen, die mir erzählte, dass sie für die Überarbeitung des bekanntesten Jakobsweg- Buchs Recherchen durchführen würde. Sie fragte, ob sie ein Bild von mir und Vaillant machen dürfe und ob sie dieses dann für das Buch verwenden dürfe.

Ich sagte, ich laufe nicht den Jakobsweg, und dass ich in eine ganz andere Richtung unterwegs wäre. Sie erklärte mir, dass ich mich sehr wohl auf dem Jakobsweg befände, da sich auf diesem Abschnitt der Frankenweg mit dem Jakobsweg überschneide.

Ich hätte doch aber gar nichts mit dem Jakobsweg zu tun, das wäre jetzt reiner Zufall, dass sie mich ausgerechnet hier getroffen hätte, erwiderte ich.

Sie ließ nicht locker und wollte unbedingt dieses Bild haben. Schließlich willigte ich ein. Jetzt komm ich also auch noch in einem Buch über den Jakobsweg!


Wenig später rief mich mein Sohn Alex an. Er erzählte mir, dass im Facebook ein Presseartikel über mich rumging. Er schickte mir das Bild per Whatsapp.



Was soll das denn? Wo kommt das denn her? Ich erinnerte mich an den Mann von gestern, der das Bild in Engelthal gemacht hatte und es nun offensichtlich, zusammen mit meiner Story, an die Zeitung weitergegeben hatte. Ohne mich zu fragen! Frechheit!

Das darf der doch gar nicht! War ja auch nicht so schlimm, aber ein bisschen gewundert hat mich das schon, dass auch die Zeitung selber nicht nachgefragt hatte.

So, das war jetzt aber genug Öffentlichkeitsarbeit für heute, konzentrieren wir uns lieber wieder aufs Wesentliche, das Wandern.


Falls ich es noch nicht erwähnt habe, das Wandern war hier in der Gegend echt schön. Gestern ging es über mindestens acht Kilometer auf einem Single- Trail quer durch den Wald, ein absoluter Traum. Doch dieser Abstieg hier hatte es in sich. Die Wege waren noch etwas nass und schmierig. Vaillant rutschte auf allen vier Hufen den Berg runter, fast wie ein Schlittschuhläufer. Das war schon grenzwertig, aber irgendwie haben wir es geschafft.

Durch den Talsattel durch war es easy, aber dann ging es wieder mächtig bergauf. Erschöpft kamen wir auf der Festung an und - es war irgendwie enttäuschend. Da hatte ich mir ein bisschen mehr erwartet.


Aber ich traf auf diesen knorrigen Typen:



Ein echtes Original! Solche Typen finde ich total super!


Aber es blieb keine Zeit zum Quatschen, Jürgen hat sich gemeldet und er ist bald da. Wir haben vereinbart, uns im Berggasthof zu treffen.

Ich bog in einen Seitenweg ein und hörte von hinten:


"Wenn das mal nicht der Michel Rinderle ist!? Von Ihnen habe ich in der Zeitung gelesen!"

Die Stimme kam mir bekannt vor. Ich drehte mich um und breitgrinsend kam mir Jürgen entgegen.



Hier schreibt Jürgen:

Während Michel also mit Vaillant weiterlief, packte ich Frieder ins Auto und fuhr nach Kleinbellhofen. Das gibt's wirklich, bitte googeln!


Dort sollte laut Wanderapp eine Schutzhütte sein, in der Nähe eines Blumenladens. Ich fragte mich durch, die Schutzhütte kannte niemand, aber den Blumenladen. So wusste ich auch schon bevor ich dort ankam, dass da zwei Esel wohnten.

Der Laden war leicht zu finden, ich entdeckte auch die "Schutzhütte", die aber eher einer Bushaltestelle glich.

Doch gegenüber war dieser Hinterhof mit einer Wiese, daneben eingezäunt die Esel und die anderen Tiere. Hier wollte ich mein Glück versuchen.

Ich entdeckte die Leute draußen beim Abendessen. Ich sprach sie an, erzählte von Michel, dem Esel und seiner Wanderung.

Die Leute, zuerst etwas skeptisch, waren aber recht schnell überzeugt und damit einverstanden, dass wir auf dem Hinterhof nächtigen durften. Ein prima Plätzchen. Und ein bisschen war ich auch stolz auf meine erste Erkundung.



Nach dem Frühstück am nächsten Morgen und nachdem der Regen aufgehört hatte, brachen wir gemeinsam zu einer neuen Etappe auf. Das Auto ließen wir stehen, Kerstin wollte am Abend von ihrem Abstecher an die Nordsee zurückkommen. Dann könnten wir meinen Bus abholen.



Fortsetzung folgt...





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